Forscher des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) fanden heraus, dass gut sitzende Gesichtsmasken mindestens genauso gut gegen die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 schützen wie gegen Delta. Das Tragen von Masken bietet also trotz der höheren Infektiosität der neuen Variante einen wirksamen Schutz vor Infektionen.
"Diese Ergebnisse unserer Analysen waren für uns überraschend", sagt Mohsen Bagheri, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. "Die bisherigen Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich bei der neuen Omikron-Variante die meiste Viruslast in größeren Partikeln befindet, die vor allem in den oberen Atemwegen produziert werden - und daher mit Gesichtsmasken sehr effizient zurückgehalten werden können", erklärt er. Diese Berechnung basiert auf der international anerkannten Studie, die im Dezember 2021 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of the United States of America“ veröffentlicht wurde und deren korrespondierenden Autoren Mohsen Bagheri und Eberhard Bodenschatz, Direktor des MPIDS, sind.
Die rasche Ausbreitung der neuen Omikron-Variante von SARS-CoV-2 gibt in mehreren Ländern, darunter auch in Deutschland, Anlass zur Sorge. Ein Grund dafür könnte die im Vergleich zur Delta-Variante um bis zu einem Faktor drei geringere Virusdosis sein, die für eine Infektion erforderlich ist. Gleichzeitig deuten neuere Studien darauf hin, dass sich die Viren vor allem in den oberen Atemwegen befinden und die Viruslast der Delta-Variante entspricht.
Die Partikel, die beim Sprechen und Atmen ausgeatmet werden, umfassen ein breites Größenspektrum. Sie können im Nanometerbereich liegen, bis hin zu kleinen Tröpfchen, deren Größe im Millimeterbereich liegt und die mit dem Auge sichtbar sind. Die Forscher am MPIDS haben die ausgeatmeten Partikel bei mehr als 130 Personen im Alter von 5 bis 80 Jahren gemessen.
Sie fanden heraus, dass Partikel aus der Lunge zum Zeitpunkt der Produktion kleiner als 5 Mikrometer sind, während größere Tröpfchen aus den oberen Atemwegen stammen. Im Falle von Omikron enthalten diese größeren Partikel eine höhere Dosis an Virionen und können im Vergleich zu den kleineren effizienter zurückgehalten werden. Aus diesem Grund könnte die obere Grenze des Infektionsrisikos bei Omikron sogar niedriger sein als bei den vorherigen Varianten, vorausgesetzt alle Personen tragen einen Mund-Nasenschutz. Ohne diesen Schutz durch Masken überwiegt die höhere Infektiosität von Omikron.
"Weitere Daten und Beobachtungen sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu untermauern, aber im Moment können wir davon ausgehen, dass das Infektionsrisiko bei der Omikron-Variante mindestens so hoch ist wie bei der Delta-Variante, wenn alle eine gut sitzende FFP2-Maske tragen – oder sogar niedriger", sagt Mohsen Bagheri. "Der Schutz durch filtrierende Gesichtsmasken ist fantastisch, vor allem, wenn die Leute nicht sprechen", ergänzt Eberhard Bodenschatz. "Beim Sprechen ist die Zahl der größeren Aerosolpartikel viel höher, die Infektionskrankheiten wie Covid-19 verbreiten. Damit bekommt das Sprichwort 'Reden ist Silber und Schweigen ist Gold' eine neue und wichtige Bedeutung", schließt Bodenschatz.
Informationen zu den Hintergründen dieser Studie sind in den folgenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu finden:
Dieser Artikel wurde erstmals am 21. Januar 2022 auf der Webseite des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation veröffentlicht.