Stimmt es, dass Corona nicht gefährlicher als eine Grippe ist?
Corona - der Grund für die von der Politik getroffenen Maßnahmen und teilweisen Einschränkungen der Grundrechte - sei nicht schlimmer als die Grippe (Influenza). Diese Behauptung verbreitete sich seit Anfang der Pandemie und soll die Argumentation unterstützen, die o.e. strengen Auflagen aufzuheben. Doch handelt es sich hierbei um die Wahrheit oder nur um die Aussage von Unwissenden und Verschwörungstheoretikern? Um dies seriös bewerten zu können, muss man die Angelegenheit wohl von mehreren Seiten betrachten.
Sterberisiko anhand der Infektionssterblichkeit beurteilen
Die Infektionssterblichkeit gibt Aufschluss darüber wie hoch das Risiko ist, an COVID-19 oder einer Grippe zu sterben. Sie ist extrem altersabhängig und geht mit zunehmendem Alter steil nach oben. Aufgrund der in Deutschland vorherrschenden Altersstruktur ist bei COVID-19 eine generelle Infektionssterblichkeit von 1,0 Prozent oder etwas mehr anzunehmen. Dagegen wird in Deutschland bei der Influenza eine Sterberate von 0,1 bis 0,2 Prozent geschätzt. Bei Krankhauspatienten liegt der Anteil sogar noch viel höher: 16,9 Prozent, im Vergleich dazu sind es bei der Grippe 5,8 Pozent, die infolge einer Infektion sterben.
Krankheitsverlauf bei COVID-19 deutlich aggressiver
Wenn man erkrankt ist, heilt eine Grippe nach zwei bis drei Wochen meist ohne Folgen aus. Lungenentzündungen, die bei schwereren Verläufen vorkommen können, aber eher selten sind, stellen vor allem für ältere Menschen eine große Gefahr dar. Auch Herz und Gehirn können betroffen sein, das ist aber eher selten. Schwere COVID-19-Verläufe dauern dagegen deutlich länger. Neben der Lunge kann hier der ganze Körper betroffen sein, also Herz, Nieren, Blutgefäße, Nerven und das Immunsystem. Hinsichtlich einer notwenigen Beatmungstherapie sieht es ähnlich aus: Laut dem RKI mussten von den Grippekranken in den letzten fünf Grippewellen nur rund 14 Prozent künstlich beatmet werden, während es bei COVID-19 im Frühjahr 2021 22 Prozent waren. Und auch die Dauer der Beatmung ist bei einer Corona-Infektion deutlich länger.
Sterbezahlen in keinster Weise nicht vergleichbar
Wenn man sich die Zahlen direkt ansieht, scheint es so, als hätte es jährlich mehr Grippetote gegeben, als es jetzt Coronatote gibt. Diese beiden Werte kann man aber in keinster Weise vergleichen, da Deutschland noch in keiner Grippewelle entsprechende Maßnahmen erlassen hatte, wie jetzt in der Corona-Pandemie. Vor zwei Jahren konnte man in Deutschland weder jemanden mit Masken antreffen, noch gab es Ausgangssperren oder wöchentlich verpflichtende Testungen. Influenza-Viren konnten sich bisher also ungehindert ausbreiten. Die Zahl der Coronatoten wäre vermutlich dramatisch höher, hätte es keine sinnvollen Schutzmaßnahmen (z.B. 3-G-Regel) gegeben. Wie hoch die Zahl aber genau wäre, lässt sich seriös nicht ermitteln.
Langzeitschäden betreffen einen großen Teil der Infizierten
Die Studienergebnisse und Einschätzungen darüber, wie viele Menschen mit den Langzeitfolgen von Corona zu kämpfen haben, sind noch nicht eindeutig. Schätzungsweise gehen Experten von zehn bis 20 Prozent aller Infizierten aus. Bei hospitalisierten Patienten wird sogar von 50 bis 70 Prozent gesprochen. Bestimmte Symptome können also selbst nach abgeklungener Infektion noch zu akuten Gesundheitsproblemen führen. Sowohl Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Durchfall als auch Atemprobleme, Gedächtnisverlust oder Konzentrationsstörungen sind Symptome, die von Betroffenen immer wieder beklagt werden.
Fazit
Zu Beginn der Pandemie fiel noch oft die Aussage, dass Corona nicht schlimmer als eine Grippe sei. Auch Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing ging zunächst davon aus, revidierte dann aber später aufgrund der heutigen Erkenntnislage seine Aussage. "Ich habe bereits wiederholt – auch in verschiedenen Medien - gesagt, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 deutlich gefährlicher ist als das Influenzavirus." Das Gerücht, dass COVID-19 nicht gefährlicher als eine Grippe ist, ist also falsch.
Kurz und knapp
Einen komprimierten Überblick dazu gibt auch das nachfolgend angeführte kurze Video der dpa (Deutsche Presseagentur).
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