Wie kann das Coronavirus Gehirn-Nebel auslösen?
Leider haben einige Corona-Infizierte auch nach der akuten Infektion noch Krankheitsbeschwerden, sog. Long COVID-Symptome. Eines dieser ist beispielsweise „Brainfog“, zu Deutsch Gehirnnebel. Wie er entsteht und vor allem wen er betreffen könnte, zeigen nun neue Untersuchungen. Das und was dies für die zukünftige mögliche Behandlung bedeutet, erklärt der ubumask-Blog.
Klassisches Symptom von Long COVID wird genauer untersucht
Bei den meisten Menschen verschwindet eine Corona-Infektion spurlos. Für andere sind die Beschwerden nach Infektion jedoch noch weiterhin fester Bestandteil ihres Lebens, sie leiden an Long COVID. Zu den mehr als 200 dokumentierten Symptomen gehört auch der „Brainfog“, sog. Gehirnnebel. Er äußert sich in Konzentrationsproblemen, Orientierungsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen, plötzlicher Vergesslichkeit oder auch mentaler Erschöpfung und dem Gefühl, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Da er grundsätzlich schwer messbar ist, lässt er sich häufig nicht so einfach diagnostizieren. Die im „New England Journal of Medicine “ publizierten Ergebnisse einer neuen Studie sind sehr aussagekräftig. Die Wissenschaftler wollten mithilfe eines Mausexperiments herausfinden, ob und wie eine leichter Corona-Verlauf „Brainfog“ auslösen kann.
Wächterzellen werden durch Infektion getriggert
Das Ergebnis: Die Forscher rund um den Stanford-Forscher Anthony Fernández-Castañeda konnten kein SARS-CoV-2 im Gehirn nachweisen. Das entscheidende ist jedoch, dass sie Anzeichen für eine Entzündung des zentralen Nervensystems (ZNS) finden konnten. Nervenbahnen des Gehirns und des Rückenmarks bilden gemeinsam das ZNS. Durch diese Entzündungsreaktion werden Mikroglia-Zellen aktiviert, die dann als „Wächterzellen“ agieren. Sie überprüfen ständig den Gesundheitszustand unseres Gehirns und beseitigen notfalls gefährliche Keime, etwa die von Zecken übertragenen Borrelien. Ebendiese aktivierten Mikroglia-Zellen konnten die Forscher in der weißen Substanz des Gehirns nachweisen.
Wichtige Lernprozesse stark eingeschränkt
Aber wie wirkt sich diese Entzündung nun konkret auf den Körper aus, sodass es zu der typischen Gehirnnebel-Symptomatik kommt? Die Folge dieser Reaktion ist, dass die Reizleitung des Gehirns deutlich verlangsamt ist. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler feststellen, dass auch die Neurogenese gehemmt ist. Als Neurogenese beschreibt man den Prozess, bei dem neue Nervenzellen gebildet werden. Dieser Vorgang ist von großer Bedeutung und kann, wenn er gehemmt ist, schwerwiegende Auswirkungen auf unser Gedächtnis haben. „Diese neuen, unreifen Neuronen sind flexibler als ältere, sie können leichter Verbindungen herstellen. Das ist wichtig beim Lernen, für das Gedächtnis und für die Stimmung“, erklärte Hongjun Song, Neurowissenschaftler, der zum Thema Neurogenese forscht.
Erkenntnisse stellen wichtige Grundlagen für kommende Forschung dar
Wie können diese Erkenntnisse nun aber zur Behandlung des „Brainfogs“ beitragen? Zunächst könnten nun Tests mit verschiedenen Medikamenten durchgeführt werden, die speziell die aktivierte Mikroglia ansteuern und diese hemmen. Sog. Entzündungshemmer und Tetrazykline stehen hier im Fokus. Die Studie deutet zudem darauf hin, dass CCL11 ein potentieller Biomarker ist. Man könnte anhand dieses Werts also eventuell schon im Voraus Patienten mit COVID-bedingten kognitiven Beeinträchtigungen identifizieren. Die Autoren betonen, dass hierfür jedoch zunächst große klinische Kohortenstudien durchgeführt werden müssen. Auch gilt es bei den Erkenntnissen zu beachten, dass die Forscher den allerersten Stamm von SARS-CoV-2 verwendet haben, die Alphavariante. Es ist wahrscheinlich, dass die Ergebnisse auch auf die neueren Varianten übertragbar sind; um dies jedoch mit Sicherheit sagen zu können, müssen ebenfalls weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Fazit
Situationen wie „Ich muss mir alles aufschreiben“ oder „Ich fahre in den Supermarkt und habe vergessen, was ich kaufen wollte“ sind dem klassischem Long COVID-Symptom „Brainfog“ zuzuschreiben. Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: „Wir können mit Hirnleistung arbeiten.“, sagt Long COVID-Experte Jörgis Frommhold. Man kann diese mithilfe spezieller Gehirn-Jogging-Apps oder Kreuzworträtsel, Sudoku und CO. selbst trainieren und dadurch auch den Gehirnnebel lichten. Um sich jedoch initial vor einer Corona-Infektion und damit auch dem Risiko von Long COVID zu schützen, empfiehlt es sich, eine FFP2- bzw. Anti COVID-19-Maske zu tragen. Der richtige Sitz, der unter anderem in diesem Blog besprochen wird, ist dabei entsprechend wichtig.
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