Für viele hat Corona schon längst seinen Schrecken verloren. Immer mehr Maßnahmen werden abgeschafft und in manchen Bundesländern Deutschlands ist die Pflicht der häuslichen Isolation bereits aufgehoben worden. Dennoch sollten wir das Virus keinesfalls verharmlosen. Eine neue Studie zeigt nun, dass sich mit jeder erneuten Corona-Infektion das Risiko für Hospitalisierung, Tod und Folgeschäden deutlich erhöht. Der ubumask-Blog klärt auf.
Es gab bisher wenig Erkenntnisse über gesundheitliche Folgen einer Reinfektion mit dem Coronavirus. Was passiert, wenn man sich ein zweites oder sogar ein drittes Mal ansteckt? Wie hoch ist dann das Risiko für einen schweren Verlauf, für Hospitalisierung und für Folgeschäden? Wie sich eine Reinfektion auf das persönliche Gesundheitsrisiko auswirkt, war nun Forschungsgegenstand von Wissenschaftlern der Washington University School of Medicine in St. Louis. Dazu haben sie die medizinischen Daten von US-Veteranen von März 2020 bis April 2022 analysiert und die Personen in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: 5.334.729 hatten bis zu diesem Zeitpunkt keine Infektion durchgemacht. 43.558 waren einmal mit SARS-CoV-2 infiziert und 40.947 darunter haben sich zweimal oder noch häufiger angesteckt. Bei den statistischen Modellierungen wurden auch die verschieden Varianten wie Delta sowie die Omikron-Variante BA.5 berücksichtigt.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht und lauten wie folgt: Menschen, die sich ein zweites Mal mit SARS-CoV-2 infiziert haben, verstarben doppelt so häufig. Bezüglich des Hospitalisierungsrisikos kann man sagen, dass es sich gegenüber Menschen, die lediglich einmal mit Corona infiziert waren, sogar verdreifachte. Auch das Risiko für Folgeerkrankungen stieg deutlich an: Betroffene entwickelten nach einer erneuten Infektion mit Corona dreieinhalb Mal häufiger Lungenprobleme und drei Mal häufiger Herzerkrankungen. Auch das Risiko infolge der Infektion an einer Muskel- oder Knochenkrankheit zu erkranken, war um den Faktor 1,6 erhöht. Gleiches gilt für neurologische oder psychische Erkrankungen. Das gelte laut Studie sowohl für Ungeimpfte also auch für die Geimpften.
Die Autoren der Studie äußern sich zweifellos: „Unsere Forschung hat eindeutig gezeigt, dass eine zweite, dritte oder vierte Infektion zu zusätzlichen Gesundheitsrisiken in der akuten Phase, das heißt in den ersten 30 Tagen nach der Infektion, und in den Monaten danach, beiträgt“, erklärt der leitende Autor Ziyad Al-Aly, ein klinischer Epidemiologe, in einer Pressemitteilung. Er warnt davor, weiterhin so unbedacht und leichtsinnig mit SARS-CoV-2 umzugehen: „In den letzten Monaten herrschte bei Menschen, die mit COVID-19 infiziert waren oder ihre Impfungen und Auffrischungsimpfungen erhalten haben, und insbesondere bei Menschen, die sowohl eine Infektion hatten als auch geimpft wurden, ein Hauch von Unbesiegbarkeit“, bemängelt er. Auf so etwas wie eine „Superimmunität“, also Impfung plus natürliche Infektion, könne man sich nicht verlassen.
Für den Forscher Al-Aly ist das ganze daher sehr simpel: man soll eine Reinfektion nicht riskieren und auf die leichte Schulter nehmen. Seine dringende Warnung: „Wer schon zwei Infektionen hatte, sollte eine dritte vermeiden“, sagt er. „Und wenn Sie drei Infektionen hatten, vermeiden Sie am besten die vierte.“ Zu den Maßnahmen, die eine Reinfektion verhindern sollen, gehört weiter das Tragen einer gutsitzenden und wirksamen Anti COVID-19 bzw. FFP2-Maske. Außerdem soll man zuhause bleiben, wenn man krank ist. „Zu Beginn der Wintersaison sollten sich die Menschen der Risiken bewusst sein und Wachsamkeit üben, um ihr Risiko einer Ansteckung oder erneuten Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu verringern“, fordert Al-Aly auf.
Corona scheint niemanden mehr zu interessieren – die Angst vor dem Virus ist verloren gegangen. Jedoch konnten die Wissenschaftler mit ihrer Studie zeigen, dass manche Risiken mit zunehmender Anzahl an Infektionen nicht geringer werden, sondern ganz im Gegenteil: sie steigen drastisch. Auch besteht weiterhin die Gefahr, an Long COVID zu erkranken – selbst nach einer milden oder asymptomatischen Corona-Infektion. Mehr darüber erfahrt ihr in diesem Blog.