Corona Faktencheck 2:  Viele Tests - hohe Inzidenz?

ubumask Corona-Faktencheck

Hat die Anzahl der durchgeführten Tests Auswirkungen auf die Inzidenz?

 
Gerüchte, Irrtümer, Behauptungen

Davon gibt es im Internet ganz schön viele und man liest sie tagtäglich, ohne zu wissen, ob sie überhaupt der Wahrheit entsprechen. Gerade jetzt in der Pandemie kursieren viele dieser Gerüchte und Argumente, die unter anderem von Verschwörungstheoretikern dazu genutzt werden, Corona zu verharmlosen. Eine dieser Aussagen ist, dass die hohe Inzidenz mit den vermehrten Testungen zu begründen ist. Doch stimmt das überhaupt?

 

Verbindung zwischen den beiden Werten

Ein Zusammenhang scheint zunächst sehr naheliegend, jedoch entwickeln sich die Infektionszahlen und Testzahlen weitgehend unabhängig voneinander. Ein Beispiel: Die Zahl der Tests stieg Mitte Mai 2020 verhältnismäßig sehr stark an, gleichzeitig jedoch sanken die gemeldeten Infektionszahlen. Anfang Oktober letzten Jahres war die Zahl der Tests jedoch relativ gleichbleibend, die Zahl der Infektionen hingegen ist erneut deutlich gestiegen. Eine direkte Korrelation gibt es also nicht.

 

Positivrate ? Was sie aussagt und wie man sie berechnet

Laut Christian Drosten müsse man die sogenannte "Positivrate" betrachten. Diese beschreibt den Anteil der positiv auf Sars-CoV-2 ausgefallenen Tests, gemessen an der Gesamtzahl aller Testungen in einer Woche. Wären steigende Infektionszahlen nur auf vermehrtes Testen zurückzuführen, dürfte sich der Anteil positiver Ergebnisse nicht ändern. Die Positivrate entwickelt sich stattdessen ähnlich wie die absolute Zahl der Neuinfektionen. Eine hohe Positivrate, sowie eine große Zahl an neuen Fällen bedeuten daher, dass sich mehr Menschen mit dem Virus infiziert haben.

 

Steigende Positivrate - wie kommt es dazu?

Dies ist wahrscheinlich der Beitrag der Schnelltests, die momentan vermehrt durchgeführt werden. In den meisten Einrichtungen (Gastronomie, körpernahe Dienstleistungen, Freizeiteinrichtungen, wie Tierparks oder Tanzschulen etc.) gilt die 3-G-Regel. Hier wird von den drei G gesprochen: „geimpft, getestet, genesen“. Hierbei reicht ein Schnelltest. Wenn nun jemand per Schnelltest positiv getestet wird, ist ein darauffolgender PCR-Test notwendig, denn selten zeigen Antigen-Schnelltests auch falsch positive Ergebnisse an. Viele Leute beschränken sich heute unter anderem auf Grund der höheren Kosten oftmals auf Schnelltests, sodass PCR-Tests häufig nur noch durchgeführt werden, wenn ein positiver Schnelltest vorhergeht. Dadurch hat man insgesamt eine höhere Trefferquote ohne "mehr" Tests.

Fazit

 Die Aussage, dass die Inzidenz nur aufgrund des vermehrten Testens steigt, ist also nicht ganz wahr. Es gibt andere Faktoren, die das Geschehen beeinflussen, wie zum Beispiel die unbekannte Anzahl der Infizierten, sprich die sog. Dunkelziffer. Stattdessen müsste man die Positivrate genauer unter die Lupe nehmen. Um diese Ziffer ebenfalls gering zu halten, sollten wir trotz der derzeitigen Lockerungen noch vorsichtig sein, indem wir unsere Masken fleißig tragen und uns an die derzeitigen Auflagen halten. „Einem entspannten Sommer mit deutlichen Lockerungen steht nichts mehr entgegen, wenn wir jetzt nicht unvorsichtig werden. Um jedoch eine vierte Welle im Herbst zu verhindern, müssen wir Vorkehrungen (…) treffen.“ (Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte, MdB)

 
Kurz und knapp

Einen komprimierten Überblick dazu gibt auch das nachfolgend angeführte kurze Video der dpa (Deutsche Presseagentur).