Gen bestimmt, wie gut Corona-Impfung wirkt

 In Deutschland sind rund 76 Prozent grundimmunisiert

Wie beeinflussen unsere Gene die COVID-Impfreaktion?

Es ist bereits bekannt, dass eine Corona-Impfung bei jeder Person eine andere Reaktion auslöst. Manche reagieren total heftig, mit Fieber, Schüttelfrost etc., während andere wirklich überhaupt nichts spüren. Doch eine eindeutige Erklärung dafür, wieso das so ist, hat man bisher nicht. Wissenschaftler haben nun einen neuen Faktor gefunden, der ebenfalls die Intensität der Immunantwort mitbestimmt. Der ubumask Blog erklärt, welche Bedeutung diese Entdeckung nun für die Wissenschaft hat.

 

Zusammenhang zwischen Gen und Antikörperreaktion

Viele Faktoren sind ausschlaggebend dafür, wie gut eine Impfung anschlägt und vor allem wie gut sie im Endeffekt vor einer Infektion bzw. einem schweren Verlauf schützt. Neben dem Alter spielt auch der Gesundheitszustand der geimpften Person eine Rolle. Ein weiterer bestimmender Punkt ist, ob gleichzeitig noch Medikamente eingenommen werden. Nun hat eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität in Oxford festgestellt, dass auch ein Gen in Zusammenhang mit der Antikörperreaktion stehen soll. Ihre Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, untersuchte welchen Einfluss bestimmte Gene auf die Antikörper-Antwort haben. Dazu haben sie die Daten von 1190 Erwachsenen untersucht, die sich für die klinischen COVID-19-Impfstudien der Universität Oxford gemeldet haben und zusätzlich noch 1677 Erwachsene, die Teil des Com-COV-Forschungsprogramms von Oxford waren. Zuletzt haben sie auch noch die Daten von jenen Kindern untersucht, die an einer klinischen Studie für den Oxford-Astrazeneca-Impfstoff teilgenommen hatten.

 

Gen ist nicht so selten wie man denkt

Das besagte Gen, das die Oxford-Wissenschaftler gefunden haben, besitzen manche, während andere es hingegen nicht tun. Und tatsächlich konnten sie ebenfalls feststellen, dass die Menschen, die das Gen in sich trugen, eine stärkere Antikörperreaktion als diejenigen entwickelten, die dies nicht taten. Bei dem Gen handelt es sich um „HLA-DQB1*06“, und damit um die Version eines HLA-Gens. Die Abkürzung HLA steht für „human leukocyte antigene“. Diese HLA-Moleküle helfen dem Immunsystem zwischen körpereigenem und körperfremdem Gewebe zu unterscheiden. Diese Gen-Version ist aber gar nicht so selten, wie man vielleicht denken könnte. Tatsächlich besitzen sie laut den Oxford-Forschenden zwei von fünf Menschen in Großbritannien; ist also weit verbreitet. Bei Personen, die das Gen aufweisen, zeigten sich 28 Tage nach der ersten Impfung stärkere Antikörperreaktionen. Dazu kommt auch, dass sie sich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit infizierten als diejenigen, die das Gen nicht hatten.

 

Forscher: Ergebnisse sind erst der Anfang

Doch diese Ergebnisse sind nicht einfach nur interessant zu wissen, sondern haben auch einen großen Einfluss auf die weitere Wissenschaft bezüglich Impfstoffe. Die Ergebnisse gehören nämlich mit zu den ersten Belegen, die einen wichtigen Zusammenhang überhaupt erst einmal beweisen. Nämlich, dass den eigenen Genen mit der Art und Weise, wie das Immunsystem auf Corona-Impfstoffe reagiert, zusammenhängt. „Aus dieser Studie haben wir Hinweise darauf, dass unsere genetische Ausstattung einer der Gründe dafür ist, warum wir uns in unserer Immunantwort nach der COVID-19-Impfung voneinander unterscheiden können“, erklärt der Prüfarzt der Studie, Julian Knight. Die neuen Erkenntnisse zu „HLA-DQB1*06“ seien jedoch „erst der Anfang“. Auch Alexander Mentzer, der Leiter der Studie, betont: „Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse uns helfen werden, Impfstoffe für die Zukunft zu verbessern, damit sie uns nicht nur die Entwicklung schwerer Krankheiten verhindern, sondern uns auch so lange wie möglich symptomfrei halten.“

 

Derzeitige Impfempfehlungen der STIKO

Die nächste Corona-Welle rollt langsam, aber sicher auf uns zu. Im Hinblick dessen und auf die derzeit vorherrschende Omikron-Sublinie BA.5 hat auch die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Impfempfehlungen aktualisiert. Das Gremium empfiehlt allen Menschen ab 12 Jahren einen Booster, also die dritte Impfung. Eine Empfehlung für eine vierte Impfung hingegen sprechen sie weiterhin nur für bestimmte Personengruppen aus. Dazu gehören Personen ab 60 Jahren, Risikopatienten, Bewohner eines Pflegeheims oder Gesundheitspersonal. Menschen unter 60 mit einem gesundem Immunsystem und bereits 3 erhaltenen Impfungen bräuchten die Viertimpfung in der Regel zunächst nicht, sagt Stiko-Mitglied Christian Bogdan. Für die Booster-Impfung werden sowohl der BA.1- als auch auf der BA.4/BA.5-Impfstoff empfohlen. Sie sind beide an die Omikron-Variante angepasst und lösen im Vergleich zu den alten mRNA-Impfstoffen, verbesserte Antikörperantworten gegenüber verschiedenen Omikron-Varianten aus, hieß es.

 

Fazit

Die Coronavirus- und Impfstoff-Forschung entwickelt sich stetig weiter, was man anhand der Studienergebnisse des Oxford-Teams sehr gut erkennen kann. Nichtsdestotrotz bleiben manche Dinge gleich: eine Anti COVID-19- bzw. FFP2-Maske schützt nicht wie eine Corona-Impfung nur vor einem schweren Verlauf, sondern auch schon initial vor einer Ansteckung. Da nicht mehr überall Maskenpflicht besteht, liegt es an einem selbst, seine Gesundheit zu bewahren. Vor allem jetzt im Herbst und Winter, wo man wieder viel Zeit in Innenräumen verbringt und virale Infekte allgemein häufiger auftreten, ist dies entsprechend wichtig.