Selbst leichtes COVID führt zu vorzeitiger Alterung des Hirns
Offenbar schädigt das Coronavirus nicht nur die Lungen, das Herz oder wie in diesem Blog hier beschrieben die Nieren, sondern auch möglicherweise das Hirn. Im Fokus stehen zwei Studien, die unabhängig voneinander die negativen Effekte einer SARS-CoV-2-Infektion auf das menschliche Gehirn beschreiben. Macht Corona wirklich dumm oder frühzeitig alt? Welche konkreten Folgen hat eine Infektion auf das zentrale Nervensystem? Der ubumask-Blog klärt auf.
MRT-Untersuchungen sollen Verdacht bestätigen: hirnbedingte Pathologien?
In einer neuen britischen Studie nutzen Wissenschaftlern Daten von mehr als 40.000 Patienten, bei denen schon vor Beginn der Pandemie Hirnscans durchgeführt worden waren. 785 von ihnen wurden zu einem zweiten Scan eingeladen. Die Forscher vermuteten bei den Ergebnissen hirnbedingte Pathologien bei COVID-19, von denen einige eine Folge der Virusinfektion sein könnten. Um dies zu beweisen, wurden die 51- bis 81-jährigen Probanden anhand multimodaler MRT-Daten auf mögliche Gehirnveränderungen im Zusammenhang mit einer COVID-Erkrankung untersucht. Von den 785 Teilnehmern waren 401 zwischen ihren beiden Scans positiv auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet worden. Die 384 Kontrollpersonen waren negativ auf Antikörper getestet worden. Verwendet wurden Gehirnscans vor und nach der Infektion, um Veränderungen zwischen den 401 SARS-CoV-2-Fällen und der Kontrollgruppe zu vergleichen. Die Kontrollen und Fälle unterschieden sich nicht in Blutdruck, Body-Mass-Index, Diabetes-Diagnose, Rauchen, Alkoholkonsum oder sozioökonomischem Status.
68 signifikante Veränderungen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Infektion
Das Ergebnis: COVID führt bei 16 Prozent der Patienten zu vorzeitigen Alterungsprozessen im Hirn. Die graue Substanz und die Hirngröße nehmen ab, gleichzeitig zeigen sich Marker für Gewebeschäden. Selbst leichtes COVID führt zu diesen Ergebnissen. „Diese Bildgebungsergebnisse des Gehirns können die In-vivo-Kennzeichen einer degenerativen Ausbreitung der Krankheit – oder des Virus selbst – über olfaktorische Wege sein. Ein möglicher Eintrittspunkt des Virus in das zentrale Nervensystem ist über die Riechschleimhaut”, erklären die Autoren. Das Ergebnis fiel nicht anders aus, nachdem hospitalisierte Fälle ausgeschlossen wurden. Laut den Studienautoren führt der Vergleich hospitalisierter (n=15) und nicht hospitalisierter (n=386) infizierter Teilnehmer zu ähnlichen Befunden. Ob diese Schäden teilweise reparabel sind oder ob es sich um langfristig anhaltende Effekte handelt, müsse nun mit zusätzlicher Nachsorge untersucht werden.
Kann der IQ durch Corona abnehmen?
Die Fragestellung, ob eine Covid-19 Erkrankung auch die kognitiven Fähigkeiten negativ beeinflusst, sprich, ob der IQ abnimmt, untersuchte eine Gruppe Wissenschaftler des Imperial College in London genauer. Dazu nutzten und analysierten sie die Ergebnisse von mehr als 84.000 Teilnehmer, die den Great British Intelligence Test durchgeführt haben. Ein solch kognitiver Test misst anhand verschiedener Aufgaben - etwa sich an Wörter erinnern oder Puzzles lösen - wie gut das Gehirn funktioniert. Oft werden diese Art Test bei Krankheiten wie Alzheimer genutzt, um zum einen die Gehirnleistung zu beurteilen und zum anderen vorübergehenden kognitiven Beeinträchtigungen einschätzen können. Die Teilnehmer der Studie hatten verschiedene Schweregrade der Erkrankung Covid-19, ein Teil musste im Krankenhaus behandelt und auch beatmet werden, während sich ein überwiegender Teil zu Hause auskurieren konnte.
Teilnehmer, die kein Corona hatten: Besseres Ergebnis beim Intelligenztest
Die Ergebnisse sind eindeutig: die Gehirnfunktion von Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, kann erheblich nachlassen. Laut Berichten fällt es einigen Studienteilnehmern deutlich schwerer, sich an alltägliche Fakten zu erinnern oder Gespräche zu führen. Auch von Verwirrtheit oder kognitiven Ausfällen wird in diesem Zusammenhang gesprochen. Bei anderen Teilnehmern wurde laut der Studie eine Senkung des IQs verzeichnet. Bei schweren Krankheitsverläufen, in der Regel bei hospitalisierten Patienten, verliert man im Durchschnitt 8,5 IQ-Punkte, was einer ungefähren Alterung von 10 Jahren entspricht. Das ist mehr als bei Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. „Unsere Analysen stimmen mit der Ansicht überein, dass Covid-19 chronische kognitive Konsequenzen hat“, führten die Wissenschaftler weiter aus. „Personen, die sich erholt hatten, einschließlich jener, die keine Symptome mehr aufwiesen, zeigten signifikante kognitive Defizite.“ Die Forschenden weisen aber darauf hin, dass die Ergebnisse nicht vollständig zuverlässig sind, da sie nicht die Resultate vor und nach der Erkrankung vergleichen würden.
Fazit
Eine durchgemachte COVID-19 Erkrankung kann die kognitiven Fähigkeiten längerfristig erheblich negativ beeinflussen. Im schlimmsten Fall kann das eine Senkung des IQs und damit eine Alterung des Gehirns um knapp 10 Jahre bedeuten. Auch viele andere Symptome wie Lungenfolgen, neurologische und psychische Störungen, vermehrte Müdigkeit oder Muskelschwäche können die (anhaltenden) Folgen einer Infektion sein, mehr dazu in diesem ubumask-Beitrag. Um uns vor einer Infektion zu schützen gelten FFP2- bzw. Anti COVID-19 Masken und das Einhalten von Sicherheitsabständen weiterhin als die beiden wirksamsten Mittel, wie vor Kurzem in einer Studie bestätigt wurde.
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