Corona-Faktencheck 12: Unfruchtbarkeit durch Corona-Impfung

ubumask Corona-Faktencheck

Sollten sich Schwangere impfen lassen?

Impfungen gehören zu den größten Erfolgen der Medizin – trotzdem nimmt die Zahl der Impfkritiker und -gegner eher zu. Insbesondere während der aktuellen COVID-19 Pandemie sind viele ängstlich und verunsichert, sodass Verschwörungstheorien sich schnell und leicht verbreiten. Seit Ende 2020 wird in Sozialen Medien behauptet, dass Corona-Impfungen Frauen unfruchtbar machen würden. Grund dafür sei ein bestimmtes Protein. Doch sind die Sorgen bezüglich der Unfruchtbarkeit berechtigt oder handelt es sich dabei um einen FAKE? Der ubumask-Blog klärt auf.

 

Antikörper greifen angeblich plazentabildendes Protein an

Die Begründung für diese Behauptung ist das sog. Spike-Protein. Dieses sitzt auf der Hülle des Virus und soll laut den verbreiteten Posts dem körpereigenen Protein Syncytin-1 ähneln. Syncytin-1 ist für die Bildung der Placenta zuständig. Die Plazenta wiederum versorgt das ungeborene Kind in der Gebärmutter mit Sauerstoff und Nährstoffen, entsorgt alle Abfallprodukte, die der kindliche Kreislauf produziert und hat noch viele andere wichtige Aufgaben. Weil der Körper nach einer Corona-Impfung auf das Spike- Protein reagiert, wird irrtümlich auch geglaubt, dass er auch Syncytin-1 bekämpft. Durch die Impfung erzeugte Antikörper würden dabei zusätzlich zum Spike-Protein auch noch Syncytin-1 binden und so die Bildung der Plazenta verhindern, sodass dadurch eine Infertilität verursacht werden könnte. Damit dieser Prozess ablaufen kann, müssten sich Spike-Protein und Syncytin-1 wirklich extrem ähnlich sein. Fachsprachlich spricht man hier von einer sog. Kreuzreaktion.

 

Aminosäuren bestimmen Aufbau der beiden Proteine und damit deren Ähnlichkeit

Damit so eine Kreuzreaktion eines Antikörpers stattfinden kann, müssten die beiden Proteine mindestens 8 gleiche Aminosäuren in der exakt gleichen Reihenfolge besitzen. Das Corona-Spike-Protein besteht aus 1273 Aminosäuren. Es enthält die Sequenz VVNQN, welche aus 5 Aminosäuren besteht. Das Protein Syncytin-1 enthält eine ähnliche, aber nicht identische Sequenz aus 5 Aminosäuren (VVLQN). Die VVLQN-Aminosäuren-Sequenz liegt jedoch unterhalb der Oberfläche zwischen den zwei Lipidschichten der Oberflächenmembran, sodass sie für eventuelle Antikörper gar nicht direkt erreichbar ist. Außerdem ist der Abschnitt, der in beiden Proteinen übereinstimmt, zu kurz, um eine fehlerhafte Erkennung und somit eine Kreuzreaktion auszulösen. Der Körper reagiert nach einer Impfung ähnlich wie nach einer Infektion. Das würde bedeuten, dass auch infizierte Frauen ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit haben. „Dies konnte jedoch in Studien an mit Sars-CoV-2 infizierten Schwangeren nicht nachgewiesen werden: Deren Ergebnissen zufolge lässt sich keine erhöhte Zahl an Abbrüchen feststellen - weder bei asymptomatischen noch bei symptomatischen Verläufen einer Covid-19-Erkrankung.“, so Lars Dölken, Professor für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg.

 

Denkfehler führt zu falschen Berechnungen

Auf Facebook kursieren Posts, die erschütternde Resultate einer Studie offenbaren. Nach mRNA-Impfungen habe es bei geimpften Frauen zu 81,9 Prozent Fehlgeburten vor der 20. Schwangerschaftswoche gegeben. Eine durch die Impfung hervorgerufene Thrombose durch ein Blutgerinnsel in der Plazenta sei die mögliche Ursache für die Aborte. Die Präparate von Moderna und BioNTech/Pfizer basieren auf der hier mRNA-Technologie, von der hier gesprochen wird. Auf diese Daten bezieht sich die Argumentation: 104 der Frauen (12,6 Prozent) erlitten eine Fehlgeburt («spontaneous abortion»), eine Frau eine Totgeburt (0,1 Prozent). Zehn Frauen (1,2 Prozent) hatten eine Abtreibung oder eine Eileiterschwangerschaft. 96 der 104 Fehlgeburten (92,3 Prozent) fanden innerhalb der ersten 13 Schwangerschaftswochen statt. 700 der Frauen (84,6 Prozent) erhielten ihre erste Impf-Dosis im dritten Trimester (25. bis 40. Woche) Bei der Berechnung der Fehlgeburten (angeblich 81,9 Prozent) gibt es einen Denkfehler: Die Rate der Fehlgeburten setzt sich nicht zusammen aus 104 Frauen mit Fehlgeburt vor der 20. SSW von 127 Frauen, die im ersten oder zweiten Trimester geimpft worden sind. Stattdessen wird sie aus 104 Frauen von insgesamt 827 Teilnehmerinnen mit abgeschlossener Schwangerschaft berechnet. Das sind folglich 12,6 Prozent. Und mit 12,6 Prozent Fehlgeburten scheint die Zahl bei Geimpften in etwa so hoch zu sein wie vor der Pandemie.

 

Ausdrückliche Empfehlung für Schwangere, sich impfen zu lassen

Seit Mai 2021 rät die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ausdrücklich zu einer Impfung mit den untersuchten mRNA-Impfstoffen. Systematische Nachbeobachtungen geimpfter Schwangerer in den USA habe keinen Hinweis auf vermehrte Komplikationen wie Fehlgeburten ergeben. Laut der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bestünde nach dem derzeitigen Wissensstand keine Sicherheitsbedenken für schwangere Frauen, die geimpft wurden. Auch die Klinik für Geburtsmedizin der Universität Jena schreibt: „Wir würden allen Frauen eine Impfung empfehlen, um eine Covid-19-Erkrankung und deren großenteils noch unbekannten langfristigen Folgen zu vermeiden“. Nicht zuletzt empfiehlt auch die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland allen noch ungeimpften Schwangeren ab dem 2. Trimenon und ungeimpften Stillenden die Impfung gegen COVID-19 mit einem mRNA-Impfstoff.

 

Fazit

Viele Studien konnten mittlerweile belegen, dass eine Impfung kein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit mit sich bringt. Auch die Chancen, dass eine Schwangere durch eine Impfung eine Fehlgeburt erleidet, sind nicht erhöht. Anstatt der Wahrheit handelt es sich bei der Aussage "Unfruchtbarkeit durch Corona-Impfung" also um einen FAKE. Leider schaffen es Impfgegner und Verschwörungstheoretiker immer wieder Falschmeldungen in Sozialen Medien zu verbreiten und so Skepsis unter der verunsicherten Bevölkerung auszulösen. Fakt ist aber, dass eine COVID-19 Impfung, aber auch das stetige Tragen einer FFP2- bzw. Anti COVID-19 Maske davor schützt, an eventuell schwerwiegenden Folgen einer Infektion, sprich Long COVID, zu erkranken. Mehr dazu in diesem Beitrag. Bleibt gesund!

 
Kurz und knapp

Einen komprimierten Überblick dazu gibt auch das nachfolgend angeführte kurze Video der dpa (Deutsche Presseagentur).