Nach der Pandemie ist vor der Pandemie

Pandemie hat Auswirkungen, die wir noch lange spüren werden

 Ende der Corona-Pandemie in Sicht?  Was nach der Krise auf uns zukommt

Momentan fühlt es sich für viele nicht so an, als würde die Krise bald enden, denn neue Omikron-Varianten zeigen, dass das Virus immer wieder Wege findet, an der vorhandenen Immunität vorbeizukommen. Doch man kann das Ganze auch optimistisch sehen: Die Situation ist nun eine andere als zu Beginn der Pandemie. Doch selbst ohne neue Virusvarianten könnte der Übergang zur Normalität recht mühsam werden. Wieso das so ist und was uns nach Ende der Pandemie noch erwarten könnte, klären wir hier im ubumask-Blog.

 

Auch endemische Viren sind nicht harmlos

Es gibt zwar täglich noch viele Neuinfektionen, dafür jedoch vergleichsweise nur einen moderaten Anstieg von Hospitalisierungen und Todesfällen. Zusammengefasst heißt das, dass SARS-CoV-2 keine so akute Bedrohung mehr für die Bevölkerung darstellt und stattdessen immer weiter in den Hintergrund rückt. Auch bestimmte Medikamente (Molnupiravir oder Paxlovid) und neue Impfstoffe, die derzeit in klinischen Studien geprüft werden, sorgen dafür, dass COVID-19 seinen Schrecken verliert; und das auch unter Risikopatienten. Die meisten Experten, wie auch Isabella Eckerle, Virologin der Universitätskliniken in Genf, rechnen damit, dass SARS-CoV-2 endemisch wird. Doch auch endemische Viren können eine überraschende und schwer vorhersehbare Dynamik entfalten. "Dass das Virus endemisch wird, bezieht sich auf die epidemiologische Dynamik und sagt nichts über die Krankheitslast aus oder die Schäden in der Gesellschaft, die das Virus verursacht.", sagt sie. Die Vermutung, dass sich ein neuartiges Virus wie SARS-CoV-2 automatisch im Lauf der Zeit zu einer immer harmloseren Varianten entwickelt, ist ein Irrtum - das zeigen beispielsweise die Grippe, deren Subtypen zum Teil seit Jahrzehnten immer noch jedes Jahr tausende Menschen töten.

 

Viele Probleme bleiben auch nach Ende der Pandemie

Stattdessen nimmt man sogar an, dass SARS-CoV-2 aggressiver ist und dass COVID-19 auch nach der Pandemie deutlich gefährlicher bleiben wird. Jedenfalls deutet bisher viel darauf hin. Denn wieso erzeugt SARS-CoV-2 so viele schwere Verläufe und Long COVID, während die verwandten Erkältungsviren das nicht tun? Einige Experten haben ihre Vermutungen: Zeit. Laut einiger Modelle kann es sein, dass auch SARS-CoV-2 langfristig nur noch harmlose Erkältungen verursachen könnte, jedoch müsste dazu ein Erstkontakt mit dem Erreger - oder einem Impfstoff – bereits im Kindesalter stattgefunden haben. Momentan ist COVID-19 selbst bei Geimpften und Genesenen oftmals schlimmer als eine einfache Erkältung - die Bezeichnung "milde Verläufe" täuscht da gelegentlich. Jedoch ist die akute Erkrankung nur Teil des Problems, denn die möglichen Langzeitfolgen einer Infektion sind bis heute eines der größten Rätsel der Pandemie. Es ist nicht einmal bekannt, wodurch genau Long COVID entsteht oder wie häufig es auftritt. Auch ob es in naher Zukunft eine Therapie für dafür geben wird, ist eine der zentralen Fragen für die Zukunft. Möglicherweise können zukünftige Varianten sogar wieder häufiger schwere Verläufe verursachen, das ist bisher jedoch nicht absehbar.

 

Am Ende des Sommers wird es spannend

Man weiß bisher noch nicht genug über derzeit kursierende Varianten, um die Entwicklung der nächsten Monate und Wochen vorherzusagen. Ebenso wie die vorherigen Wellen, wird aber auch Omikron enden. Experten erwarten im Frühling und Sommer niedrigen Fallzahlen. Die spannende Frage ist aber: Was passiert im Herbst? Wie wird sich SARS-CoV-2 in einer Bevölkerung mit Grundimmunität verhalten? Wie viele Menschen werden noch schwer krank und wie sieht die Situation in den Krankenhäusern aus? Als wahrscheinliches Szenario gilt, dass COVID-19 eine Art zweite Grippe wird und damit weiterhin als gefährlich gilt. Denn auch die Influenza löst bei Risikogruppen schwere Verläufe aus und sorgt regelmäßig für ein überlastetes Gesundheitssystem während der Wintermonate. Risikogruppen könnten sich dann, wie bei der Grippe, auf regelmäßige Impfungen gegen COVID-19 einstellen.

 

Was von der Pandemie bleibt

Die Seuche wird zwar nicht mehr unser tägliches Leben bestimmen, jedoch werden neben den Impfungen auch einige andere Aspekte der Pandemie nicht so schnell verschwinden. Genau wie die mRNA-Impfstoffe könnten auch universelle Impfstoffe gegen COVID-19 ihren ersten Einsatz in dieser Pandemie haben. Universell bedeutet, dass der Impfstoff gegen alle Varianten eines Virus wirkt; ein solcher wurde bereits gegen Grippe getestet. Ein wichtiger wissenschaftlicher Fortschritt könnten auch Nasenspray-Impfstoffe sein, die dafür sorgen, dass die Immunreaktion in den Schleimhäuten zunimmt und so das Virus schon beim ersten Kontakt abgefangen wird. Paradoxerweise sind auch Medikamente wie Paxlovid, mit denen COVID-19 behandelbar wird, ein Grund dafür, dass der Gedanke an COVID-19 weiterhin Teil des Alltags bleibt. Mehr über COVID-19-Medikamente wie Paxlovid in diesem Blog hier. Auch welche Schutzmaßnahmen wann in welchem Ausmaß sinnvoll sind, wird dann eine individuelle Entscheidung sein. Vielleicht werden Masken (FFP2- bzw Anti COVID-19 Masken) jedes Jahr ab Oktober oder November ganz ohne Vorschrift schlicht üblich - und das nicht nur wegen COVID-19. Denn auch wenn meisten Atemwegsinfektionen harmlos sind, heißt das nicht, dass man sie unbedingt haben muss.

 

Lektionen aus der Krise

Am schwersten vorherzusehen ist aber, welche Lektionen die Gesellschaft aus der Krise mitnimmt. Welches Ausmaß an Krankheit und Sterblichkeit wird akzeptiert und welche langfristigen Gegenmaßnahmen sind wir bereit zu treffen? Die Pandemie hat auch viele Schwachstellen aufgezeigt, die vorher schon da waren: beispielsweise im Gesundheitssystem. „Man kann nur hoffen, dass man sich das nach der Pandemie noch mal anschaut.", sagt Isabella Eckerle. Auch dauert es womöglich Jahre um die Schäden, die die Pandemie angerichtet hat, zu beheben. Dazu gehören einerseits die medizinischen Langzeitfolgen bei möglicherweise hunderttausenden Menschen, aber andererseits auch die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Auswirkungen von zwei Jahren Ausnahmezustand. Die schlechte Nachricht: Experten sind sich sicher, dass irgendwo da draußen schon der Nachfolger von SARS-CoV-2 lauert. Ob die nächste Seuche dann vergleichsweise wieder so mild verläuft, weiß niemand. Bekannte Viren wie Vogelgrippe oder Nipah töten mehr als ein Drittel der Infizierten, und von so vielen potenziellen Pandemieviren weiß man einfach nicht, wie gefährlich sie sind. "Ich denke schon, dass es wieder Pandemien geben wird", sagt auch Eckerle. "Ich hoffe, dass man die Lehren aus dieser Pandemie aufarbeiten und nutzen wird, um sich auf weitere vorzubereiten."

 

Fazit

Egal ob im medizinischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder psychologischen Bereich - die Auswirkungen der Pandemie werden uns noch eine Weile begleiten. Doch das Gute: wir konnten in den letzten zwei Jahren auch eine Menge hilfreicher Erkenntnisse gewinnen. Beispielsweise hat die Pandemie der Wissenschaft, insbesondere der Impfstoffforschung einen kräftigen Schub nach vorne gegeben, sodass man auf eine mögliche weitere Pandemie hoffentlich besser vorbereitet ist, als wir es bei dieser waren.