Long COVID bei Kindern

Kindlicher Gehirnstoffwechsel durch SARS-CoV-2 deutlich beeinflusst

Long COVID verändert auch bei Kindern den Hirnstoffwechsel

Schnelle Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, sowie Angststörungen und Depression. Mehrere Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion berichten viele über das Fortbestehen oder Wiederauftreten von solchen Symptomen. Long bzw. Post COVID tritt laut Studien aber auch bei Kindern und Jugendlichen auf. Welche Symptome kommen bei diesen Altersgruppen am häufigsten vor und wie oft treten sie auf? Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat nun außerdem den Stoffwechsel im Gehirn von pädiatrischen Long COVID Pateinten untersucht und diesen mit dem eines Erwachsenen vergleichen. Was dabei auffällig war und welche Folgen das nun hat, erklärt der ubumask-Blog.

 

 Häufigkeit von Long COVID bei Kindern untersucht
Eine groß angelegte Populationsstudie hat zunächst die Häufigkeiten von Langzeit-Beschwerden bei Kindern genauer unter die Lupe genommen. Unter den in der Studie analysierten Betroffenen, die sich im ersten Halbjahr 2020 mit Corona infiziert hatten, waren immerhin 11.950 Kinder und Jugendliche enthalten. Durch die hohe Anzahl der Probanden gilt diese Studie als großer Fortschritt gegenüber vorherigen. Verglichen wurden die Kinder und Jugendlichen mit einer gleichaltrigen Kontrollgruppe, die sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hatte. Was bei den Ergebnissen auffällt: im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Kinder und Jugendlichen signifikant mehr (anhaltende) Beschwerden – und das sowohl in Sachen körperlicher als auch seelischer Gesundheit. Unwohlsein, Müdigkeit und Erschöpfung galten als häufigste Symptome, die knapp 2,3-mal häufiger als in der Kontrollgruppe auftraten. Gefolgt von Husten, Hals- und Brustschmerzen und psychischen Anpassungsbeschwerden, die knapp 1,7-mal häufiger vorkamen. Nicht zu übersehen ist also, dass psychische Beschwerden sehr häufig bei Kindern vertreten sind. Dies steht im Gegensatz zu Long COVID bei Erwachsenen, wo Symptome wie Geschmacksverlust und Luftnot im Vordergrund stehen. Daraus kann man schließen, dass es in der Symptomatik also grundsätzliche Unterschiede je nach Alter gibt.

 

 Neue Studie untersucht Hirnstoffwechsel

In einer retrospektiven, also rückblickenden Analyse haben Forschende 7 pädiatrische Patienten mit Verdacht auf Long COVID durch eine FDG-Gehirn-PET-Untersuchung untersucht. Mit der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) kann ein funktionelles Defizit (Hypometabolismus) nachgewiesen werden, weshalb es vor allem in der Epilepsie-Diagnostik verwendet wird. Unter einem Hypermetabolismus versteht man eine gesteigerte Stoffwechselaktivität, die mit dem Abbau von körpereigenen Eiweißen einhergeht. Hypermetabolismus tritt häufig nach einem Trauma, Stress, Operationen, Sepsis und Verbrennungen auf, weshalb der Hypermetabolismus auch als "Stressstoffwechsel" bezeichnet wird. Die Ergebnisse wurden mit denen von 21 pädiatrischen Kontrollpersonen sowie 35 erwachsenen Long COVID-Patienten und 44 gesunden erwachsenen Probanden verglichen. Die 7 Kinder hatten anhaltende Symptome für mehr als vier Wochen nach den ersten akuten COVID-19-Symptomen, ohne einen Zeitraum, indem die Symptome verschwunden sind. Die häufigsten Symptome waren Fatigue und kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen.

 

Hypermetabolismus in vielen Hirnregionen bestätigt

Die Ergebnisse der PET-Untersuchung sind eindeutig: Obwohl die Schwere im akuten Stadium der Infektion meist deutlich geringer war, zeigten die Kinder im Durchschnitt fünf Monate später ein ähnliches hypometabolisches Muster des Gehirns wie erwachsene Long COVID-Patienten. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den pädiatrischen Kontrollpatienten, fällt außerdem auf, dass die Kinder mit Long COVID einen Hypometabolismus in mehreren Gehirnarealen aufweisen, etwa in den bilateralen Mittellappen (Amygdala, Uncus, Parahippocampus-Gyrus), der Pons und dem Kleinhirn. Auch im rechten, sowie im olfaktorischen Gyrus wurde Hypometabolismus bestätigt. Das Fazit der Forschenden: Die Ergebnisse liefern Argumente für die Möglichkeit von Long COVID bei Kindern, die auf funktionelle Gehirnmetabolismusmuster zurückzuführen sind. Dabei ähneln sie denen erwachsener Patienten, unabhängig vom Alter und der anfänglichen Schwere der Infektion.

 

Große Debatte um erneuten Lockdown

Doch wie schützte man Kinder nun vor Long COVID? Ist es sinnvoll die Schule wieder zu schließen oder gar einen Lockdown durchzuführen? Das wird derzeit kräftig von Experten diskutiert. Für eine erneute Schulschließung spricht die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner, die bei den 5 bis 19-Jährigen derzeit deutlich über 3000 und damit weit über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Außerdem konnte bisher nicht jedes Kind ein Impfangebot erhalten. Die Kinder vor einer Infektion schützen und stattdessen wieder Home-Schooling einzuführen, wäre also gar nicht so verkehrt. Auf der anderen Seite argumentieren Experten wie Dr. med. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) mit den psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen durch den Lockdown. „Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen und das Ausmaß dieser würde durch einen Lockdown sehr wahrscheinlich deutlich über dem liegt, was wir an Long COVID-Symptomen sehen. Ich sage es mal sehr klar: Wenn wir eine Glasglocke über die Kinder stülpen, dann haben wir kein Problem mit COVID-19. Aber wir haben dann ein Riesenproblem in vielen, vielen anderen Punkten: soziale Vereinsamung, Probleme zum Bildungszugang, Verweigerung von Kulturzugang, überforderte Familien und Eltern und, und, und.“

 

Fazit

Festhalten lässt sich, dass Long COVID bei Kindern erfreulicherweise seltener ist als bei Erwachsenen. Dies ist zwar noch lange kein Zeichen der Entwarnung, aber auf jeden Fall eine gute Nachricht. Eine gut filtrierende und passgenaue Anti COVID-19 Maske und das Einhalten von Abstandsregeln sind die besten Methoden sich vor einer Infektion zu schützen und somit dem Ende der Pandemie näher zu kommen. Und damit hoffen wir, dass Kinder bald wieder unbeschwert in die Schule gehen können.