SARS-CoV-2 - Viel mehr als nur ein Virus der Atemwege

SARS-CoV-2 auch in anderen Geweben neben der Lunge nachgewiesen

Wo im Körper kann das Virus überall nachgeweisen werden?

Dass SARS-CoV-2 kein reines Atemwegsvirus ist, wurde mittlerweile durch viele Studien belegt. Da es auch andere Organe im Körper, wie etwa Leber, Herz oder die Nieren angreift, wird es als Multiorganvirus bezeichnet. Bisher wurde jedoch oftmals nur die Ausbreitung in den Lungen, beziehungsweise den pulmonalen Wegen untersucht. Eine neue, vorläufige Studie, sog. Preprint, erweiterte diese Ansätze. Der ubumask Blog klärt auf, wo im Körper besonders hohe Virusmengen nachgewiesen werden und wie lange das Virus tatsächlich noch im Körper nachgewiesen werden konnte.

 

Untersuchungsansätze der Forscher

Eine Forschergruppe vom Clinical Center der US-National Institutes of Health in Bethesda in Mary­land ist zu neuen, wichtigen Ergebnissen gekommen. Dabei führten die Wissenschaftler umfangreiche Autopsien an Personen, die an oder mit COVID-19 gestorben sind, durch. Wichtig war es, dass diese Untersuchungen stattfanden, bevor sich die Virus-RNA, also das Erbmaterial, im Körper zersetzt hatte, damit es noch nachgewiesen werden konnte. Ihr Ziel war es, die Vermehrung und Verteilung von SARS-CoV-2 im menschlichen Körper zu erfassen und zu quantifizieren. Sie vermuteten, dass das Virus auch in hohen Mengen noch an anderen Stellen im Körper wie dem Gehirn und dem Herzen nachweisbar sein würde. Um das feststellen zu können verwendeten sie genetische Virusnachweise, anders als histologische Nachweise, die häufig aus dem Lungengewebe entnommen werden.

 

Genkopien in vielen verschiedenen Geweben gefunden

Bei den 44 verstorbenen Corona-Patienten konnten die Gene von COVID-19 nicht nur in den Lungen, sondern an mindestens 79 und maximal 85 Orten im Körper entdeckt werden, auch bei asympto­matischen Patienten. Doch wo konnten nun die meisten Genkopien des SARS-CoV-2-Virus gefunden werden? Das US-Forscherteam fand heraus: Die Zahl der Viren pro Nanogramm war in den Organen der Atemwege (9210) am höchsten. Verhältnismäßig viele Genkopien gab es aber auch in den Herz-Kreislauf-Organen (38,75), den Lymphknoten (30,01) und im Magen-Darm-Trakt (24,68). Auch in den Nieren und Hormondrüsen (12,76), im Muskel-, Fett- und Hautgewebe einschließlich peripherer Nerven (27,50), in den Augen (57,40) und nicht zuletzt im Gehirn (32,93) konnte das Virus in hohen Mengen nachgewiesen werden. „Dies könnte ein Erklärungsansatz für das mitunter breite Symptomspektrum sein, das sich bei COVID-19-Erkrankungen zeigt“, sagt Prof. Dr. Tobias B. Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik des UKE Hamburg.

 

Erhöhtes Risiko für akutes Nierenversagen?

Wie wir wissen, verringert sich die Konzentration des Virus im Verlauf einer Infektion immer mehr. Die Wissenschaftler fanden in verschiedenen Geweben nun Hinweise darauf, dass sich das Virus bis zu 230 Tage nach der COVID-19-Infektion weitervermehrt. Und das, obwohl die akute Infektion mehr als sieben Monate zurücklag, ebenso bei asymptomatischen Patienten. Allerdings führte dies nur in seltenen Fällen zu Entzündungen oder Veränderungen im Körpergewebe. Besonderes Augenmerk auf die Niere: In einer Studie des UKE konnten Forschenden zeigen, dass der Nachweis von SARS-CoV-2-Erregern in den Nieren von COVID-19-Patienten mit einem erhöhten Risiko für ein akutes Nierenversagen in Verbindung steht. Unter den Patienten, die an einem akuten Nierenver­sagen erlitten, entdeckten die Wissenschaftler bei 72 Prozent der Fälle das Virus in den Nieren „Dies ist ein Erklärungsansatz für das häufige Nierenversagen bei einer SARS-CoV-2-Infektion, das zu den wesentlichen Sterblichkeitsfaktoren zählt“, erklärt Huber.

 

Unabhängig von Schwere der Symptome

Beim Vergleich der Befunde stellten die Wissenschaftler fest, dass das Virus bereits wenige Tage nach Infektion in das Gewebe von Gehirn und Herz gelangen konnte – unabhängig von der Schwere der Symptome. Sie schließen daraus, dass es bereits in der frühen Phase der Infektion zu einer Virämie kommt und sich das Virus so in viele Teile des Körpers verteilen kann. Eine Virämie bezeichnet das Vorhandensein von Viren im Blut. Auch für die Wissenschaft rund um Long COVID sind diese Ergebnisse von großer Bedeutung. Die Mechanismen, die zu der Symptomatik von PASC („post-acute sequelae of COVID-19“) oder auch Long-COVID beitragen, sind bisher noch unerforscht. Es wird jedoch vermutet, dass die anhaltende Vermehrung des Virus und laufende systemische und lokale Entzündungsreaktionen dabei eine Rolle spielen.

 

Fazit

SARS-CoV-2 verursacht eine systemische Infektion und kann über Monate hinweg im Körper verweilen. Bereits im frühen Stadium kann das Virus das Gewebe in Herz und Gehirn erreichen. Dort ist es bis zu 230 Tage nach Auftreten der Symptome nachweisbar. Breitet sich das Virus bis in die Nieren aus, kann es mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu Nierenversagen kommen. Zum Glück verursacht die neue Virus-Variante Omikron seltener schwere Verläufe. Dennoch sollten wir versuchen, uns vor möglichen Langzeitfolgen, wie Long COVID, zu schützen. Dabei helfen atmungsaktive Atemschutzmasken wie etwa die Anti COVID-19 Maske und das Einhalten von Mindestabständen, welche die beiden wirksamsten Maßnahmen sind. In diesem Blog könnt ihr mehr darüber erfahren.