Es gibt immer weniger Menschen, die sich seit Beginn der Pandemie noch nicht einmal mit dem Coronavirus angesteckt haben. Woran das vielleicht liegen mag, könnt ihr in diesem Blog nachlesen. Andererseits haben andere schon zum zweiten oder sogar dritten Mal Corona. Die Omikron-Variante hat das Risiko, sich erneut anzustecken, tatsächlich erhöht. Im Fokus dieses Beitrags steht nun eine Spanierin, der genau das passiert ist. Sie infizierte sich ein zweites Mal mit Corona – innerhalb von 20 Tagen. Der ubumask-Blog erklärt, ab wann das Risiko einer Reinfektion besteht und wie der Verlauf dann möglicherweise aussehen könnte.
Zwischen ihren beiden COVID-Infektionen vergingen gerade mal 20 Tage - die spanische Krankenhausmitarbeiterin hat sich innerhalb kürzester Zeit ein zweites Mal mit Corona angesteckt. Die spanische Zeitung „ABC“ berichtet über ihren Fall, der auch auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) vorgestellt wurde. Während der ersten Infektion hatte die Spanierin keine Symptome, 3 Wochen später bekam sie dann Husten und Fieber. Sie testete sich erneut und stellte mit Schrecken fest: der Test war positiv. Der Vergleich der PCR-Testergebnisse zeigte, dass sich die 31-Jährige zuerst mit Delta und dann mit Omikron angesteckt hatte. Gemma Recio, eine der Wissenschaftlerinnen auf dem ECCMID erklärte, der Fall zeige, dass sich die Omikron-Variante „einer früheren Immunität entziehen kann, die entweder durch natürliche Infektion mit anderen Varianten oder durch Impfstoffe erworben wurde“. Omikron kann sich sich also gekonnt an einer bereits erworbenen Immunität vorbeischlängeln.
Wer sich einmal mit Corona angesteckt hat, ist genauso wenig „immun“ gegen Corona, wie nach einer Impfung. Weder die eine noch die andere Variante schützt zu hundert Prozent vor einer (weiteren) Ansteckung. Denn der Mensch kann keine sterile Immunität gegen SARS-CoV-2 aufbauen, wie es etwa bei Masern der Fall ist. Diese konnte man durch Impfungen tatsächlich komplett ausrotten, Corona leider nicht. Keine Frage, durch eine Impfung oder eine Infektion wird trotzdem eine Immunabwehr aufgebaut, sprich es entstehen sowohl Antikörper als auch eine Immunantwort durch T- und B-Zellen. Manchmal schützt eine T-Zell-Immunität sogar effektiver vor einer Infektion als Antikörper. Mehr darüber könnt ihr in diesem ubumask-Blogbeitrag nachlesen. Das Gute ist: der Körper baut also ein Immungedächtnis auf. Leider nimmt die Anzahl der Antikörper aber nach einiger Zeit wieder ab. Das hat zur Folge, dass die Immunabwehr nach einigen Monaten nicht mehr so stark und schnell ist, wie es zu Beginn war. Und genau das ist der Grund, weshalb sich Menschen mehrmals infizieren können. Wenn dann noch unterschiedliche Corona-Subtypen kursieren, wird dieser Effekt verstärkt. Selbst die Omikron Subtypen BA.1 und BA.2 weisen genügend Unterschiede auf, sodass sich Menschen zweimal infizieren können.
Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit sich erneut anzustecken – und das mit Omikron. Eine französische Analyse mehrerer Untersuchungen zeigte: Für Omikron liegt das Risiko einer Reinfektion 5,41-mal höher als bei Delta. Auch eine umfassende Kohortenstudie aus Großbritannien, die „Sars-CoV-2 Immunity and Reinfection EvaluatioN (SIREN)”-Untersuchung, ist zu interessanten Ergebnissen gekommen. In ihrem Fokus standen mehr als 44.000 Mitarbeitende des Gesundheitsbereichs (National Health Service) aus 135 Krankenhäusern. In einem Bericht erklären die Experten, dass die Anzahl der monatlichen Reinfektionen seit dem Höhepunkt Ende 2021 leicht gesunken sei. Dennoch liegen die Zahlen weiterhin auf einem hohen Niveau. Als Reinfektion zählen die Wissenschaftler hier, wenn der PCR-Test 90 Tage nach dem vorherigen erneut positiv ist oder 28 Tage nach einem Antikörpertest der ursprünglichen Infektion. In dieser Analyse gibt es also nicht nur Reinfektionen mit Omikron nach Omikron, sondern auch Ansteckungen mit Omikron nach einer Delta-Infektion, so wie es bei der Spanierin der Fall gewesen ist.
Ein wenig anders definiert die europäische Gesundheitsbehörde European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) eine Reinfektion, nämlich wenn zwischen zwei positiven PCR-Tests mindestens 60 Tage liegen. Demnach wurde der Fall der Spanierin nicht als Reinfektion gezählt, da der Abstand zwischen ihren beiden positiven Tests zu kurz war. Nichtsdestotrotz wurde bei ihr ja sogar nachgewiesen, dass es sich sogar um zwei verschiedene Varianten handelte, mit denen sie sich angesteckt hatte. Viele Wissenschaftler und Forschungen zweifeln an diesem Zeitraum und vermuten, dass Reinfektionen deutlich früher möglich sind. So auch eine aktuelle Untersuchung aus Belgien, die bisher als Preprint erschienen ist und demnach noch nicht von unabhängigen Fachleuten geprüft worden ist. Die Analysen zeigten, dass Reinfektionen innerhalb von 60 Tagen insbesondere bei jungen, ungeimpften Personen (unter zwölf Jahren) auftreten können. Laut der belgischen Analyse sind in den beiden Omikron-Wellen durchschnittlich 47 Tage (Spanne 17 bis 65 Tage) zwischen zwei Positivtests vergangen. Eine andere Studie aus Dänemark hat ebenfalls untersucht, wie schnell Reinfektionen möglich sind. Dafür analysierten sie 1,85 Millionen Corona-Infektionen, die per PCR-Tests nachgewiesen wurden. Die ersten Reinfektionen fanden bereits drei Wochen nach der ersten Infektion statt, jedoch war dies eher der Ausnahmefall der Studie.
Der Verlauf nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus ist sehr individuell. Eine Rolle dabei spielt unter anderem, wie gesund jemand ist, welche Risikofaktoren man mitbringt, ob geimpft oder ungeimpft und letztlich auch wie alt man ist. Bekannt ist aber auch, dass Omikron generell weniger schwere Verläufe als die vorherigen Varianten verursacht. Das hat wiederum zur Folge, dass auch der Immunschutz, den die infizierte Person durch die Infektion aufbaut, oftmals verringert ist. Mehr Wissenswertes zu diesem Thema könnt ihr in diesem Blog hier nachlesen. Die positive Nachricht: immerhin sind diejenigen, die schon einmal eine Omikron-Infektion durchgemacht haben, für den Fall einer Omikron-Reinfektion vor einem schweren Verlauf geschützt. Das gilt jedoch nicht für den Fall einer Reinfektion mit der Delta-Variante, da hilft einem auch eine durchgemachte Omikron-Infektion auch nicht viel weiter. Wieso das so ist, steht hier.
Reinfektionen in so kurzer Zeit sind also möglich, jedoch zum Glück eher unwahrscheinlich. Provozieren sollte man es jedoch trotzdem nicht, denn es ist immer noch unklar, welche möglichen Langzeitfolgen (Long COVID) nach einer Omikron-Infektion auftreten könnten. Um uns initial vor einer Infektion zu schützen, gilt eine Anti COVID-19- bzw. FFP2-Maske als das wirksamste Mittel in dieser Pandemie. Hier könnt ihr mehr darüber lesen.