Derzeitiges Long COVID-Risiko nach Infektion

Long COVID-Betroffene klagen über unterschiedlichste Symptome

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit jetzt Long COVID zu bekommen? 

Bei vielen Infektionskrankheiten (Spanische Grippe, MERS, SARS) leiden Betroffene noch lange nach einer Infektion unter Krankheits-Symptomen. Neueste Studien zeigen nun aber, dass Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion häufiger und länger auftreten als beispielsweise nach einer Influenza-Infektion. Doch wie hoch ist aktuell die Wahrscheinlichkeit, an Long COVID zu erkranken? Jörgis Frommhold, Expertin auf diesem Gebiet, erklärt uns mehr.

 

Bisher nur grobe Schätzungen bezüglich der Häufigkeit von Long COVID

Die meisten von uns haben Glück. Wenn man die Corona-Infektion erst einmal überstanden hat, sind auch die Symptome meist recht schnell Geschichte. Doch bei manchen verläuft die Zeit nach einer Infektion leider nicht so unkompliziert ab, denn die Symptome bleiben weiterhin bestehen; die Betroffenen leiden an sog. Long COVID. Zu den beobachteten Symptomen gehören sowohl körperliche als auch kognitive und psychische Probleme. Bestehen diese auch noch 4 Wochen nach der Infektion, spricht man offiziell von Long COVID. Bezüglich der Häufigkeit dieser Langzeitsymptome gibt es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) bisher nur grobe Schätzungen. Anhand einer Umbrella-Studie, die 23 Übersichts- und 102 Originalarbeiten analysierte, variierte der Anteil von Long COVID unter den Erwachsenen ohne Hospitalisierung zwischen 7,5 und 41 Prozent. Hingegen lag der Anteil bei hospitalisierten Corona-Patienten bei 37,6 Prozent.

 

Frommhold: „Mindestens jeder 20. Infizierte bekommt Long COVID“

Die Expertin Jördis Frommhold, ärztliche Leiterin des ersten Long COVID-Instituts in Deutschland, gibt einen kleinen Überblick: „Wir sollten von fünf bis zehn Prozent der Infizierten ausgehen“, sagte sie. „Diese realistische Zahl angenommen, bekommt mindestens jeder 20. Infizierte Long COVID – immer noch verdammt viel.“ Die meisten Patienten leider unter Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung, Kopfschmerzen oder auch Atembeschwerden. Des Weiteren klagen viele über Geruchs- und Geschmacksstörungen, depressive Verstimmungen oder sogar kognitive Beeinträchtigungen wie Gehirnnebel oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Selbst bei leichten Verläufen sind Organschäden – etwa an Herz, Lunge, Niere und Gehirn möglich. Mehr darüber könnte ihr in diesem oder diesem Blog nachlesen. Die Liste der möglichen Folgen einer Infektion ist also sehr lang. Zählt man alle zusammen, wurden bisher über 200 verschiedene Symptome für Long COVID angegeben.

 

Besondere Risikofaktoren für Long COVID

Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie genau Long COVID entsteht. Es gibt jedoch mehrere Thesen, die wir in diesem Blog zusammengefasst haben. Auch welche Faktoren einen begünstigenden Einfluss auf das Auftreten von Long COVID haben, ist noch unklar. Es deutet sich jedoch bereits an, dass chronische und psychische Vorerkrankungen und ein schwerer COVID-19-Krankheitsverlauf die Entstehung von Long COVID begünstigen. Als weitere Risikofaktoren vermutet man eine frühere Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus und ein bereits bestehender Diabetes mellitus. Klar ist mittlerweile auch, dass das weibliche Geschlecht einen starken Einfluss hat: Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer - „etwa zwei Drittel zu einem Drittel“. Der genaue Grund hierfür ist allerdings noch unklar.

 

Hilft eine Impfung?

Doch die Frage ist nun eher, wie man Long COVID vermeiden kann. Was kann man aktiv tun? Tatsächlich reduzieren Impfungen gegen das Coronavirus erwiesenermaßen das Risiko, schwer an Corona zu erkranken. Doch es kommt noch besser: „Sie reduzieren auch das Risiko für Long COVID, um etwa 50 bis 70 Prozent“, so Frommhold. Allerdings: „Was man nicht verhehlen darf: Zunehmend entwickeln Patienten, die sich niemals mit COVID-19 infiziert haben, nach der Impfung Long COVID-ähnliche Post-Vac-Symptome. Da haben wir aber noch keine wirklichen Zahlen.“ Die Expertin nennt keine konkreten Unterschiede, was die verschiedenen Virusvarianten angeht. Während der Delta-Welle waren noch einige ungeimpft. Doch selbst bei Omikron reduziert eine Impfung die Long COVID-Fälle deutlich. Sie betont noch einmal: „Auch vier oder fünf Prozent der aktuell Infizierten sind extrem viel.“

 

Keine Wunderheilung bei Long COVID

Long COVID-Symptome sind für die Betroffenen nervig und belastend - aber wie kann man diese jetzt loswerden? In einem Interview sprach Frommhold über dieses Thema: „Es gibt keine Wunderheilung bei Long-COVID – wenn ich das sage, ist das für die Betroffenen ein schwieriger Moment. Manch eine oder einer sackt richtiggehend in sich zusammen vor Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Am allerwichtigsten in diesem Moment ist es, die Betroffenen bestens zu begleiten, sie nicht allein zu lassen. Genau das tun wir ja an unserem Institut: Wege aufzeigen, die eingeschlagen und realistisch gegangen werden können.“ Und das läuft scheinbar sehr erfolgreich: „Studien in der Reha-Therapie zeigten: Gerade Atem-Problematiken konnten sich halbieren. Auch die Belastbarkeit und die Fatigue-Symptomatik wurden besser - und das nach nur drei Wochen.“

 

Fazit

Long COVID lässt sich also nicht mit einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit vermeiden, denn manche Risikofaktoren stecken schon in unseren Genen, während andere wiederum noch komplett unentdeckt sind. Wichtig ist nur, dass man auf seinen Körper achtet und früh genug handelt, denn laut Frommhold ist eine Reha dann sehr fördernd für das Wiedererlangen der Gesundheit der Betroffenen. Wie der Name aber schon sagt, setzt Long COVID jedoch voraus, dass man eine Corona-Infektion durchgemacht hat. Diese lässt sich zwar auch nicht immer vermeiden, jedoch können wir uns durch das Tragen einer Anti COVID-19- bzw. FFP2-Maske zu einem bestimmten Grad davor schützen. In diesem Blog hier geht es um die Wirksamkeit von FFP2-Masken.