Rasante Verbreitung von neuer Omikron-Variante BA.5

Der Anteil von BA.5 unter den täglichen Neuinfektionen steigt besorgniserregend schnell

Kommt jetzt eine neue Omikron-Welle auf uns zu?

Wenn wir einen Blick nach Portugal werfen, dann sehen wir, dass Omikron dort derzeit wieder für große Unruhe sorgt. Grund für den starken Infektionsanstieg ist die Omikron-Subvariante BA.5. Doch wie erklären Experten die rasch ansteigenden Infektionszahlen? Müssen wir uns auch hier in Deutschland auf eine neue Omikron-Welle einstellen oder können wir eher entspannt bleiben? Der ubumask-Blog klärt auf.

 

Anteil an BA.5 unter täglichen Neuinfektionen steigt

Während sich die Zahl der registrierten Coronafälle in Deutschland auf einem niedrigen Niveau bewegt, sieht die Situation in Portugal gerade ganz anders aus. Dort explodieren die Infektionszahlen fast – und das trotz einer sehr hohen Impfquote (86 Prozent vollständig geimpft). Grund für den Ausbruch in dem beliebten Urlaubsland ist die relativ neue Omikron-Variante BA.5. Bereits 87 Prozent aller Neuinfektionen sind nach Angaben des Nationalen Gesundheitsinstituts INSA inzwischen auf diese Variante zurückzuführen (Stand: 30. Mai). Leider kann man in der Zahl der Krankenhauspatienten und Sterblichkeit ebenfalls einen zunehmenden Trend erkennen, heißt es in einem der neusten INSA-Wochenberichte. Obwohl die beiden Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4 Ende April schon in Südafrika für einen schnellen Infektionsanstieg gesorgt haben, blieben Experten hierzulange noch entspannt. In Deutschland dominiert derzeit mit über 80 Prozent die Omikron-Untervariante BA.2. Die Zahl der Infektionen, die vor allem auf den ansteckenderen Subtypen BA.5 zurückzuführen ist, steigt jedoch auch bei uns an. „Corona ist noch nicht vorbei - das belegt der heftige Ausbruch von Omikron in Portugal“, äußert sich Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, besorgt.

 

Zwei Faktoren begründen rasche Ausbreitung

Die Sorge vor den beiden Subvarianten, besonders vor BA.5, beruht auf zwei Gründen. Zum einen gilt diese Omikron-Variante als deutlich ansteckender als bisherige. Der Virologe Drosten erklärt auf Twitter, dass ihr Anteil anfangs zwar nur „schleichend“ zunahm - dann ist ihr Anteil aber „plötzlich exponentiell“ angestiegen. Jetzt sind sie in Portugal offenbar verantwortlich für die Infektionszahlen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte beide Virustypen im April als „besorgniserregend“ eingestuft. Grund dafür ist, dass es sich laut Drosten bei den beiden Varianten „wahrscheinlich“ um ein Immun-Escape handelt. Scheinbar entkommt das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Immunität von Geimpften und Genesenen. Darauf deuten auch neue Untersuchungen hin. „Die Studien zu Omikron BA.4 und BA.5 legen nahe, dass die vorherigen Omikron-Infektionen keinen oder wenig Schutz vor Ansteckung geben könnten“, warnt Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf Twitter. Dazu kommt noch der mangelnde Immunschutz der Bevölkerung. „Momentan sieht es so aus, dass diejenigen recht gut immun gegen BA.5 sind, die sich vor kurzem mit BA.2 infiziert haben. Aber alle diejenigen, deren Infektion mit BA.1 oder älteren Varianten schon länger zurück liegt, die können sich infizieren und auch wieder schwerer krank werden“, warnt er. Gleiches gilt für die Impfung: „Sie schützt weniger, je länger sie zurück liegt.“

 

Vorsichtsmaßnahmen die laut Experten sinnvoll sind

Der Virologe Martin Stürmer fordert eine sichere Herbst-Strategie und betont, dass man Corona nicht einfach laufen lassen dürfe. So ruft er Risikopatienten in Deutschland dazu auf, sich besonders zu schützen. „Wir müssen uns hinsetzen und schauen, dass die Risikopatienten ihren Impfschutz aktuell halten - zumindest mit dem Impfstoff, den wir zur Verfügung haben“, betont er. Er empfiehlt ihnen eine weitere Impfung nach drei Monaten. Das gilt aber nicht für jeden. „Für die Allgemeinbevölkerung macht es aktuell keinen Sinn, in Panik zu verfallen und massenhaft in die Impfzentren zu laufen“, so Stürmer. Er fordert stattdessen von der Regierung, eine geeignete Strategie für den Herbst zu beschließen. Dazu gehört ebenfalls ein „angepasster Impfstoff“. Ein von BioNTech geplanter soll eventuell im Spätsommer oder Anfang Herbst auf den Markt kommen. Dieser ist zwar an Omikron-Varianten angepasst - aber nicht an die aktuell zunehmende BA.5. „Es ist zu befürchten, dass er nicht optimal vor einer BA.5-Infektion schützt“, so Stürmer. Er bleibt dennoch optimistisch: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch mit diesem Impfstoff einen sehr guten Schutz vor schweren Verläufen und Todesfällen haben werden und gegebenenfalls auch einen höheren Schutz vor Omikron-Infektionen verglichen mit den bisherigen Impfstoffen.“

 

Müssen wir dieses Jahr mit einer Sommerwelle rechnen?

Einige befürchten, dass wir auf Grund des derzeitigen Infektionsgeschehens vermutlich einen etwas beschwerlicheren Sommer vor uns haben als letztes Jahr. Doch wie wahrscheinlich schätzen Experten eine Sommerwelle ein? Laut jüngstem Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) macht BA.5 bereits einen nennenswerten Anteil der täglichen Neuinfektionen aus, denn dieser liegt derzeit bei 10 Prozent. Das Niveau ist also eher noch gering, jedoch stieg der Anteil von BA.5 innerhalb kurzer Zeit: Erst verdoppelte sich der Anteil innerhalb einer Woche von 2,5 auf 5 Prozent. Dann noch einmal von 5 auf 10 Prozent. Aufgrund dieser Daten rechnet Stürmer schon in den kommenden Monaten mit einer nächsten Infektionswelle. Laut ihm werde es aber keine starken Beeinträchtigungen für unseren Alltag geben, die Welle wird milder verlaufen als die letzten. Wie es dann im Herbst aussehen wird, hängt unter anderem davon ab, ob noch gefährlichere Varianten entstehen. Auch wie sich die Gesellschaft dann verhalten wird, ist von großer Bedeutung. Maßnahmen, wie etwa eine Rückkehr zur Maskenpflicht, halten einige Virologen für sehr sinnvoll. Immerhin sei diese „ein sehr einfaches, probates Mittel, um das Übertragungsrisiko zu verringern - zusätzlich zu den Impfungen“. Damit könnten wir laut Stürmer den Herbst und Winter gut überstehen. Mehr zu der Wirksamkeit von FFP2- bzw. Anti COVID-19-Masken steht in diesem Blogbeitrag.

 

Fazit

Corona ist, auch wenn es aufgrund der sinkenden Infektionszahlen so aussehen mag, noch nicht vorbei. Fachleuten zufolge sollten auch gewisse Maßnahmen nicht endgültig abgeschafft und womöglich im Herbst wieder eingeführt werden. Denn neben dem akuten Infektionsrisiko besteht auch weiterhin die Gefahr an Long COVID zu erkranken. „Auch aus solchen Gründen sollte man einfach vorsichtig sein und das Infektionsgeschehen nicht einfach laufen lassen“, fasst Stürmer zusammen.